Sonntag, 28. September 2025

In Gedanken vertieft wische ich den Futtertisch. Plötzlich scheppert die Stalltüre und im Augenwinkel erhasche ich einen Schatten.
Ach, ach, denke ich, wieder mal Rihanna. Die Kuh, die mich von unten bis oben ableckte, als ich von der Reha nach Hause kam. Die Kuh, die anders ist, die gerne ein bisschen küdderlet wird, die ab und an ausbüxt. Sie kann die Stalltüre alleine öffnen. Die Tür in die Freiheit. Rihanna überschreitet gerne Grenzen, besonders diese zwischen dem Stall und dem Hofplatz. Sie geniesst diese Grenzüberschreitungen, das Fressen des Grases auf der anderen Seite des Hages, das Saufen des Regenwassers, das schliesslich doch nicht so gut schmeckt, das Machen, was sie will. Und doch entfernt sie sich nie vom Hof, nie aus dem Blickfeld der anderen Tiere und auch nicht aus dem Sichtfeld von uns. Sie braucht die Herde, das Vertraute, die Nähe und die Wärme. Wahrscheinlich reicht es ihr zu wissen, dass sie könnte, wenn sie wollte. Und das, das ist gut so.

 

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